MDR
Honeckers letzte Reise
Report, Zeitgeschichte • 26.05.2019 • 20:15 - 21:45
Erich Honecker
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Margot und Erich Honecker - ein Ehepaar an der Macht. Sie als Volksbildungsministerin, er als Staatsratsvorsitzender - beide prägten jahrelang das Schicksal der DDR. Am Ende scheiterten beide. Der Untergang der DDR bedeutete Flucht und Exil.
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Erich Honecker vor Datsche in Moskau
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Report, Zeitgeschichte

Erich und Margot Honecker, das einst mächtigste Paar der DDR - gestorben sind beide in Chile, Erich 1994 und Margot 2016. Beide waren nach ihrer Ausreise aus Deutschland nie wieder dahin zurückgekehrt.

Was geschah mit ihnen, als sie nicht mehr an der Macht waren? Wie verliefen ihre letzten Jahre und was passierte mit dem Nachlass der Honeckers? Bis heute wurden die sterblichen Überreste von Margot und Erich Honeckers nicht beigesetzt. Um die Urnen ist ein Streit entbrannt - wo sollen sie bestattet werden, in Deutschland, in Chile?

Der Film erzählt den langen Weg der Honeckers vom Sturz 1989 bis zu ihrem Ende in Chile. Nach dem Sturz von Erich Honecker beginnt für ihn und seine Familie eine dramatische Abwärtsspirale. Der Wohnsitz in Wandlitz wird gekündigt. Nach einer Krebsoperation in der Charité wird Erich Honecker verhaftet. Er soll "Hochverrat" begangen haben. Das obdachlose Ehepaar findet später Unterkunft bei einem Pfarrer. Doch der Unmut der Bevölkerung gegen die Honeckers ist groß. Schutz bieten ihnen nun sowjetische Generäle in einem Lazarett der Gruppe der Weststreitkräfte der Roten Armee. Nach der deutschen Einheit stellt die nun gesamtdeutsche Justiz Erich Honecker dort einen Haftbefehl zu. Er sei verantwortlich für die Toten an der Mauer.

Die Sowjets fliegen Erich und Margot Honecker nach Moskau aus, wo diese in den Strudel weltpolitischer Ereignisse geraten. Michail Gorbatschow wird gestürzt. Boris Jelzin, der neue starke Mann Russlands, will das frühere DDR-Herrscherpaar an die bundesdeutsche Justiz überstellen. Die Honeckers flüchten in die chilenische Botschaft in Moskau. Dort haben sie Freunde. Ein diplomatisches Tauziehen beginnt.

Wohin mit Erich Honecker? Nach Chile zu Kindern und Enkeln? Nach Nordkorea? Nach Deutschland? Er landet zunächst auf der Anklagebank in Berlin. Als todkranker Mann darf er schließlich zu seiner Familie nach Chile ausreisen. Den Filmemachern Thomas Grimm und Thomas Kunze ist es gelungen, Personen aufzuspüren, welche die dramatischen Ereignisse der Flucht miterlebten und erstmals zu Aussagen vor der Kamera bereit waren. Nicht weniger spannend sind Filmpassagen über das Leben der Familie Honecker in Santiago de Chile. Honeckers persönlicher Sekretär in Chile öffnet für die Filmemacher erstmals das Privatarchiv der Honeckers. Zutage gefördert wird Material, das in diesem Film exklusiv präsentiert wird. Es bietet einen neuen Blick auf die unfassbare Geschichte einer deutschen Odyssee: einer Flucht ohne Rückkehr.